Mitgliederversammlung aus dem Jahr:

PROTOKOLL

der Mitgliederversammlung
des Deutsch-Israelischen Freundeskreises Neuwied e.V.

am 17.05.2018, 18.00 – 20.30 Uhr

im Gemeindehaus der Marktkirchengemeinde Neuwied 

 

Versammlungsleitung: Werner Zupp (TOP 1 - 4 und 7)
  Heribert Welter (TOP 5 - 6)
Protokoll: Birgit Bayer

 

Es waren 17 stimmberechtigte Mitglieder und 2 Gäste anwesend

Die Anwesenheitslisten sind als Anlage 2 beigefügt.

 


 

Mit der Begrüßung der anwesenden Mitglieder und Gäste eröffnete der Vorsitzende Werner Zupp die Sitzung und stellte die satzungsgemäße, form- und fristgerechte Einladung zur Versammlung fest.

Anschließend fragte der Vorsitzende nach Änderungswünschen für die Tagesordnung.

Die mit der Einladung versendete Tagesordnung (s. Anlage) wurde ohne Änderungen wie folgt einstimmig beschlossen:

TOP 1:          Geschäftsbericht des Vorsitzenden

TOP 2:          Kassenbericht der Kassenwartin

TOP 3:          Diskussion der Berichte

TOP 4:          Wahl eines Versammlungsleiters / einer Versammlungsleiterin

TOP 5:          Bericht der Rechnungsprüfer

TOP 6:          Entlastung des Vorstands

TOP 7:          Wahl zweier Rechnungsprüfer

 

TOP 1: Geschäftsbericht des Vorsitzenden Herrn Zupp

Der Geschäftsbericht des Vorsitzenden umfasste den Zeitraum von der letzten Mitgliederversammlung am 18.05.17 bis zum Datum dieser Versammlung.

Herr Zupp sprach über die Entwicklung der Mitgliederzahlen und die Arbeit des Vorstandes. In seinem Bericht von den Veranstaltungen ging er besonders auf die bewegende Begegnung mit der Delegation aus Israel ein, die anlässlich des 30-jährigen Partnerschaftsjubiläums mit Drom Hasharon in Neuwied zu Gast war. Anschließend kündigte er die geplanten Veranstaltungen und Feierlichkeiten zum 40-jährigen Vereinsjubiläum des DIF an. Außerdem thematisierte er die Partnerschaft mit Drom Hasharon, die durch den intensiven Austausch während des Besuchs der Freunde aus Israel nach dem schwierigen Verhältnis der letzten Jahre wieder bekräftigt wurde. Herr Zupp ging auf die Fortschritte im Stolperstein Projekt ein und freute sich über die zahlreichen Kontakte zu Familien ehemaliger jüd. Mitbürger und deren Besuch in Neuwied. Er bedankte sich ausdrücklich bei Rolf Wüst, der die Besucher jedesmal begleitet hatte, und informierte darüber, dass dieser für sein großes ehrenamtliches Engagement mit der Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet worden sei. Dazu gratulierte er Rolf Wüst herzlichst. Mit seiner persönlichen Schlussbemerkung leitete Werner Zupp zum nächsten Tagesordnungs-punkt über.

Die vollständige Rede des Vorsitzenden ist als Anlage beigefügt.

TOP 2: Kassenbericht der Kassenwartin

Frau Lopez erläuterte die Einnahmen und Ausgaben des Vereins.

TOP 3: Diskussion der Berichte

Herr Hammes kritisierte, dass bei den Feierlichkeiten zum Partnerschaftsjubiläum nur ein kleiner Kreis eingeladen war und weder die Mitglieder des DIF noch die Bürgerschaft die Möglichkeit zur Teilnahme hatten. Er wünschte sich, die Lebendigkeit der Mitgliedschaft mehr einzubinden und zu würdigen. Außerdem schlug er vor, bei den Veranstaltungen zukünftig auch die Matthiaskirche stärker als Ort mit einzubinden.

Herr   Spix   empörte    sich   über    antisemitische   Schmierereien   im     Stadtgebiet,

die allerdings    inzwischen,   nach   einem    Schreiben   von    Manfred    Kirsch     an

den Oberbürgermeister entfernt worden seien. Man war sich einig, dass den Tätern kein öffentliches Forum durch Berichterstattungen in der Presse gegeben werden solle.

Weiterhin wurde nach der Kostenbeteiligung der Stadt bei den Gedenkveran-staltungen zum 9. Nov. gefragt. Herr Zupp stellte klar, dass die Stadt regelmäßig einen Teil der Kosten übernehme (Transporte, Stromkosten) und wies darauf hin, dass Birgit Bayer nach wie vor die Büroarbeiten in ihrer Dienstzeit verrichten könne und die damit verbundenen Kosten auch zu Lasten der Stadt gingen.

TOP 4: Wahl eines Versammlungsleiters

Herr Welter übernahm die Leitung der Wahlversammlung und leitete zum Bericht der Rechnungsprüfer über.

TOP 5: Bericht der Rechnungsprüfer

Herr Hammes verlas den Bericht über die Kassenprüfung, die er gemeinsam mit Herrn Heintges am 03.05.18 vorgenommen hatte, dankte der Kassenführerin und beantragte ihre Entlastung.

TOP 6: Entlastung des Vorstands

Die Versammlung stimmte dem Antrag des Versammlungsleiters auf Entlastung des Gesamtvorstandes ohne Gegenstimme zu.

Herr Zupp übernahm wieder Leitung und rief den nächsten Tagesordnungspunkt auf.

TOP 7: Wahl zweier Rechnungsprüfer/-innen

Der Versammlungsleiter schlug vor, Werner Hammes und Gerd Heintges weiterhin mit dieser Aufgabe zu betrauen. Beide erklärten sich bereit dazu, und wurden bei eigener Enthaltung einstimmig gewählt.

Werner Zupp dankte den Anwesenden und schloss damit die Versammlung. 

 

 

Einladungsschreiben:

einladung mitgliederversammlung2018 S1

einladung mitgliederversammlung2018 S2

Geschäftsbericht des Vorsitzenden zur Mitgliederversammlung gehalten am 17. Mai 2018

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

liebe Mitglieder des Deutsch-Israelischen-Freundeskreises, liebe Gäste,

unsere letzte Mitgliederversammlung fand am 18. Mai 2017 statt. Das ist fast ganz ein Jahr her, so dass sich mein heutiger Geschäftsbericht auf den Zeitraum ab diesem Datum bezieht.

Top 1:

Mitgliederzahlen

Zum Deutsch-Israelischen-Freundeskreis Neuwied gehören derzeit 92 Mitglieder; gegenüber von vor einem Jahr sind das 11 Mitglieder weniger. Drei Mit-glieder sind im vergangenen Jahr verstorben, es gab 5 Abmeldungen und einen Neueintritt.

Der verstorbenen Mitglieder möchten wir jetzt gedenken und ich darf Sie bitten, sich dazu von Ihren Plätzen zu erheben: Karl-Heinz Windheuser, Nikolaus Roth, Günter Gruehn. Rolf K. Schlimm, Urbach, Hans Racky und Beatrix Peters. In der hebräischen Bibel heißt in der Weisheit nach Jesus Sirach:

„Ein Leben es sei so gut, wie es wolle, währt nur eine kurze Zeit, aber ein guter Name bleibt ewiglich“.

Vor wenigen Tagen hatte ich ein Telefonat, in dem jemand sein Interesse für einen Beitritt zum Deutsch-Israelischen Freundeskreis bekundete. Das Interesse an unserer Arbeit bekundete die Anruferin mit der politischen Lage im Nahen Osten, die immer schwieriger werde, aber auch mit zu beobachtendem wachsenden Antisemitismus in Deutschland. Beides sei für sie ein Grund, sich mit dem Verhältnis zu Israel auseinanderzusetzen und sich persönlich einen tieferen Einblick in die dortige Gesamtsituation zu verschaffen. Wenn das ggf. mit einem Beitritt zum DIF verbunden wäre, dann wünschte ich mir übrigens mehr solcher Gespräche und daraus sich ergebende Beitritte. Denn das sehe ich genau als unsere Aufgabe an. Nämlich nicht nur eine einseitige Parteinahme für Israel ohne Kritik, sondern den Blick für die gesamt Situation im Nahen Osten unter Berücksichtigung des Existenzrechtes für Israel und einer kritischen Solidarität un-sererseits. (Ich komme übrigens zu diesem Thema noch einmal an einer späteren Stelle.)

 

Top 2:

Zur Arbeit des Vorstandes

Seit der Mitgliederversammlung am 18. Mai 2017 haben 2 Sitzungen des Ge-samtvorstandes des Deutsch Israelischen Freundeskreises und 5 Treffen inner-halb des geschäftsführenden Vorstandes stattgefunden, bei denen es u.a. um die Planung und Vorbereitungen der Vorstandssitzungen, um verschiedene vorzube-reitende Veranstaltungen ging. Intensiv und darüber werde ich später berichten, ging es auch um die Planungen zum 40-jährigen Bestehen des Deutsch-Israeli-schen Freundeskreises Neuwied im Jahr 2018

Top 3:

Veranstaltungen im vergangenen Jahr

Am 09. Nov. fand wie in jedem Jahr so auch 2017, das Gedenken an die Opfer des Holocaust in der Synagogengasse statt. Wie in all den Jahren zuvor, waren viele zum Gedenken gekommen, insbesondere auch viele Schülerinnen und Schüler, deren Lehrer und Lehrerinnen es inzwischen als eine wichtige Aufgabe ansehen mit den Jugendlichen dieses Gedenken zu besuchen. Schülerinnen und Schüler der Ludwig Erhard Schule trugen in dieser Gedenkstunde dann ausgewählte Texte vor. Daneben kamen natürlich auch viele andere Besucher, die am Gedenken teilnahmen. Diejenigen, die noch selbst diese Ereignisse damals in Neuwied oder anderswo als Kinder und Jugendliche erlebt haben, gibt es als Teilnehmer an diesem Vormittag nur noch in ganz geringer Anzahl. In wenigen Jahren wird es keine Augenzeugen mehr geben. Umso wichtiger wird es sein, dieses Gedenken, wenn die Zeitzeugen zukünftig fehlen, in dieser Form wachzuhalten.

Schon vier Tage zuvor, nämlich am Sonntag, dem 05. November 2017 fand ein ökumenischer Bußgottesdienst zum Gedenken an den 09. Nov. in der Neuwieder Marktkirche statt, an dem neben Kantor Jürgen Ries von der Jüdischen Gemeinde Mittelrhein auch die Kath Pfarrgemeinde St. Matthias mit Herrn Pfarrer Darscheid, so wie die Herrnhuter Brüdergemeine mit Pfarrerin Karen Wilson an der Liturgie beteiligt waren. Der Gottesdienst stand unter dem Leitwort Von Gott, der Toten ihre Gräber öffnet. Die Predigt nahm Bezug auf einen Text aus dem Propheten Ezechiel, in dem schon im Alten Testament von der Auferstehung die Rede ist. Diesen Gottesdienst als Hauptgottesdienst am Sonntagmorgen in ökumenischer Gemeinschaft zu feiern, hat sich, auch wenn der 9. Nov. auf einen anderen Wochentag fällt, in den letzten 5 Jahren bewährt. Im vergangenen Jahr waren dann zum ersten Mal bei einem solchen Gottesdienst Israelis dabei. Die Delegation aus Drom Hasharon, die in der Zeit vom 03. bis 07. Nov. in Neuwied zu Besuch war, nahm an diesem Gottesdienst im Rahmen ihres Besuchsprogrammes teil. Die Gäste waren zutiefst beeindruckt von dem Gedenkgottes-dienst. Eine solche Gedenkkultur in Deutschland und darüber hinaus in unseren Kirchen zu finden, war für sie nicht im Bewusstsein und hätten sie so nicht er-wartet. Zu Tränen gerührt, verließen sie den Gottesdienst, der so denke ich, doch noch lange in ihnen nachwirkte

Einen Tag später am 5. Nov. lud der Deutsch-Israelische Freundeskreis zu einer Lesung zusammen mit der Marktkirche ins Café Auszeit ein. Herbert Kutscher aus Oberbieber las Gedichte der 18-jährigen Selma Meerbaum Eisinger. Selma Meerbaum Eisinger schrieb in ihrer kurzen Lebenszeit 58 Gedichte, die unter dem Titel Blütenlese veröffentlich wurden. Sie verstarb am 16. Dezember 1942 an Fleckfieber im Arbeitslager Michailowka am Bug, in das sie zuvor im Juni 1942 mit ihren Eltern deportiert worden war. Begleitet wurde Herbert Kutscher an diesem Abend von Georg Brinkmann aus Bonn, der mit seiner Klarinette die Lesung mit Klezmermusik umrahmte. Ein eindrücklicher Abend für die vielen Besucher.

Ein für den 13. Nov. angekündigter Vortrag von Rolf Wüst unter dem Thema „Zeugnisse jüdischen Lebens und Leidens in Neuwied“, musste aus gesundheitlichen Gründen abgesagt werden, konnte aber inzwischen doch stattfinden. In seinem Vortrag berichtete Rolf Wüst mit Hilfe der Stolperstein Webseite über die Anfänge der jüdischen Gemeinde in Neuwied und Etappen der Geschichte der Neuwieder Synagoge. Im zweiten Teil seines Vortrages stellte er dann exemplarisch die Schicksale zweier jüdischer Familien vor, nämlich der Familie Fritz Cremer aus Neuwied und der Schaustellerfamilie Meyer aus Heddesdorf. Die aufgestellten Stühle an diesem Abend reichten nicht aus um allen Besuchern Platz zu bieten.

Top 4:

Planungen zum 40-jährigen Jubiläum des Deutsch-Israelischen Freundes-kreises 2018

Vor 40 Jahren gründeten Frauen und Männer in Neuwied, allen voran Robert Collet, ermutigt durch David-Faran Frankfurter von der israelischen Botschaft den Deutsch Israelischen Freundeskreis Neuwied mit dem Ziel einer schrittweisen Aussöhnung mit Israel. Dies mündete in die Partnerschaft zwischen der Stadt Neuwied und der israelischen Region Drom Hasharon, deren 30-jähriges Jubiläum, wie eben erwähnt, wir im vergangenen Jahr feiern konnten. Bewusst haben wir uns im Vorstand nun dafür entschieden, den Rahmen des 40-jährigen Jubiläums in diesem Jahr klein abzustecken.

Am Montag, dem 13. August soll es eine kleine Feierstunde hier in den Räumen des Gemeindehauses an der Marktkirche geben. Micha Brumlik aus Berlin, er war Professor am Fachbereich für Erziehungswissenschaften, Religionswissenschaften und Politik an der Universität Frankfurt, konnten wir als ausgewiesenen Fachmann für die israelisch-palästinensische Problematik gewinnen. Er wird einen Vortag mit dem Thema: „Der jüdische Staat. Eine geschichtsphilosophische Betrachtung.“ halten.

Zu Beginn des kleinen Festabends soll eine Ausstellung eröffnet werden, die den Titel trägt „Jüdische Lebenswelten in Deutschland heute“. In ihr geht es um das bessere Verstehen und Kennenlernen des Judentums heute auch im Blick auf den wachsenden Antisemitismus unter Menschen mit Migrationshintergrund. Mit Dilorom Jacka, der Beauftragten für Flüchtlingsarbeit der Stadt Neuwied, haben wir überlegt, eventuell auch noch eine Stadtführung zum Thema „Jüdisches Leben in Neuwied damals“ zu machen und ggf. noch einen Filmnachmittag anzuschließen. Soweit erst einmal die Planungen dazu.

Top 5:

Die Partnerschaft mit Drom Hasharon

Habe ich im vergangenen Jahr noch zu Beginn dieses Berichtabschnittes die Frage gestellt: Was wird aus der Partnerschaft mit Drom Hasharon, so kann ich in diesem Jahr zumindest für meinen Teil von einer meines Erachtens intensiven Begegnung mit den Freunden aus Drom Hasharon berichten. Vom 3. bis 7. Nov. war eine Delegation von 9 Personen unter der Leitung von Morti Delgio hier bei uns in Neuwied. Es war sozusagen der Gegenbesuch zu der vor zwei Jahren, noch unter Leitung von Oberbürgermeister Nikolaus Roth, stattgefundenen Reise, die ebenfalls im Zusammenhang mit den stattfindenden Feierlichkeiten zum 30-jährigen Jubiläum der Partnerschaft stand.

Gleich zu Beginn möchte ich meinen Dank an Oberbürgermeister Jan Einig und seine MitarbeiterInnen aussprechen, die nicht nur mit großen Engagement den Besuch vorbereiteten und durchführten, sondern die auch mich als Vorsitzenden des DIF von Anbeginn in die Planungen dieses Aufenthaltes der Israelis mit einbanden. Das gab mir die Chance, eine große Anzahl an Begegnungen mit unseren Freunden aus Drom Hasharon zu haben und auch das ein oder andere persönliche Gespräch zu führen.

Zum Programm des Besuches gehörten u.a. ein Kennenlernabend gleich zu Beginn in der städtischen Galerie Mennonitenkirche, an dem in Vertretung für mich der Stellvertretende Vorsitzende teilnahm, eine jüdische Stadtführung durch Neuwied, ein Konzertabend in der Villa Musica mit einem Konzert „Musik in der Synagoge“ .Es gab einen Besuch im Zoo, eine Weinprobe in Leutesdorf und nach dem Gottesdienst am Sonntag eine Fahrt zur Apollinariskirche in

 

Remagen und eine Besichtigung der Henry Moore Ausstellung im ARP Museum.

Den Abschluss stellte ein Festabend im Heimathaus dar, welcher der offizielle Festakt von deutscher Seite zum Jubiläum war. Bei einem Großteil des Programms war ich dabei, so dass sich immer wieder auch Gesprächsgelegenheiten ergaben. In einem abschließenden Gespräch beteuerten die Freunde aus Israel noch einmal ihre Absicht, an der Partnerschaft zu Neuwied festzuhalten.

In diesem Jahr ist auch wieder eine Schülerbegegnung geplant. Schüler der IGS Johanna Loewenherz werden nach Israel reisen. Der Termin ist jetzt im Sommer 2018.

Top 6:

Stolperstein Projekt

Zum Thema „Stolperstein Projekt“ lässt sich kurz anmerken, dass im vergangenen Berichtszeitraum keine Steine verlegt worden sind: derzeit gibt es noch 7 Stolpersteine, die bereit liegen und die im Stadtteil Oberbieber verlegt werden sollen. Dazu gibt es aber noch keinen Termin. Ich denke aber, dass dies noch in diesem Jahr geschehen wird.

Weiterhin gibt es ein hohes ungebrochenes Interesse an der Stolperstein-Webseite. Zahlen über den Zugriff auf diese Seite haben wir in diesem Jahr für den Bericht nicht vorbereitet. Es ist wie ich es im letzten Jahr schon anmerkte bemerkenswert, dass über diese Webseite ein umfassender und weltweiter Gedanken- und Informationsaustausch mit Nachkommen und Wissenschaftlern begonnen hat, bei dem ich davon ausgehe, dass dies in den nächsten Jahren noch zunehmen wird. Mit dieser Webseite, und da wiederhole ich mich in meinen Ausführungen zum letzten Jahr, ist ein Kompendium der NS-Opfer entstanden, das seines gleichen sucht, das aber auch eine ständige Erweiterung und Korrektur erfährt.

Ausgehend von diesem Projekt wird Rolf Wüst auch immer wieder zu Schülerprojekten eingeladen. So gab es u.a. am 28.9.17 einen Termin zum Thema Stolperstein-Projekt mit der Steuerfachklasse der Ludwig-Ehrhard-Schule als Vorbereitung der Gestaltung der Feierstunde zum 9.11.17. Gerade gestern fand eine Diskussion mit Schülerinnen und Schülern des Berufsbildungswerks Heimbach-Weis als Vorbereitung einer Stolperstein-Reinigungsaktion zum Abschluss eines Projektes über Nationalsozialismus und Judenverfolgung statt.

 

Top 7:

Kontakte zu jüdischen Familien

Mehrfach hat es auch im vergangenen Jahr des Berichtszeitraumes wieder Begegnungen und Kontakte zu jüdischen Familien gegeben, deren Vorfahren einst in Neuwied lebten. Am 24.6.17: besuchte Hilda Spanier mit ihrer Tochter Marilyn und dessen Ehemann aus New York City zum dritten Mal Neuwied. Ihre Vorfahren besaßen ein Schuhgeschäft am Luisenplatz. Ein weiterer Besuch war Lore Brenauer, geb. Moser, mit ihrer Nichte Lynette Polatin aus New York State. Ihre Familie stammte eigentlich aus Rengsdorf. Der Vater besaß ein kleines Juweliergeschäft in der Pfarrstraße. Sie war zum ersten Mal hier und vor ihrem Besuch sehr zögerlich, überhaupt nach Deutschland und auch nach Neuwied zu kommen. Ihre Freundin Hilda Spanier hatte sie dazu überredet. Beide, Hilda Spanier und Lore Brenauer, flohen damals als 9- und 10-jährige Mädchen mit ihren Eltern. Beeindruckt und getröstet kehrte vor allem Lore Brenauer in die USA zurück.

Am 20. Nov. 2017 besuchte Prof. Michael Levy aus Canberra in Australien Neuwied. Er ist ein Nachkomme der Familien Neckarsulmer und Hellwitz, die früher an der Ecke Mittelstraße / Engerserstraße lebten. Und am 12. Januar dieses Jahres besuchte Carol Moses, Verwandte von Lore Brenauer Rengsdorf, die eigentliche Heimat ihrer Familie und natürlich auch Neuwied.

Schließlich besuchte am 7.März 2018 Frau Prof. Elizabeth Heineman von der Iowa University / USA, sie stammt aus der Familie des Metzgers Kaufmann aus Irlich und besuchte Neuwied zum zweiten Mal. An dieser Stelle möchte ich mal einen großen Dank an Rolf Wüst aussprechen, der alle diese Gäste hier in Neu-wied begleitet und empfangen hat und sich jedes Mal viel Zeit für sie nahm.

Top 8:

Personalien

Ich denke zuallererst sollte erwähnt werden, dass unser langjähriger ehemaliger Vorsitzender, und zur Zeit Beisitzer Rolf Wüst, der sich mit großem Einsatz in den vergangenen Jahren um die Stolpersteine, die Verlegung derselben, vor allem aber um die Aufarbeitung der dazu gehörenden Familiengeschichten bemüht hat, am 14. März dieses Jahres in einer Feierstunde in der Aufsichtsbehörde in Koblenz mit der Verdienstmedaille des Landes Rheinland Pfalz ausgezeichnet wurde. Dazu möchten wir ihm noch einmal herzlich gratulieren und dir, Rolf, auch noch einmal unsere Anerkennung aussprechen, ich denke, es war nach so vielen Jahren großen Engagements wirklich an der Zeit, dass du eine solche Auszeichnung bekamst. Herzlichen Glückwunsch!

 

Eine Lösung für die Position des Geschäftsführers/ der Geschäftsführerin hat sich seit der Verabschiedung von Frau Bayer auch im vergangenen Jahr nicht ergeben. Birgit Bayer, die ja seit der letzten Mitgliederversammlung Beisitzerin im Vorstand des DIF ist, verrichtet still und leise viele Büro- und Verwaltungsaufgaben zu meiner Entlastung – dafür herzlichen Dank. Ob wir nochmals zu einer anderen Lösung in dieser Hinsicht kommen, kann ich derzeit nicht absehen

Persönliche Schlussbemerkungen

In den letzten Wochen hat es Gespräche mit Josef Freise, als Vertreter der lokalen Agenda, aber auch mit Oberbürgermeister Jan Einig zu der Frage einer kommunalen Entwicklungszusammenarbeit und einer Städtepartnerschaft mit dem in Palästina gelegenen Surif gegeben. Josef Freise und andere Befürworter erhoffen sich von einer solchen Partnerschaft einen Beitrag zur Befriedung und damit zur Lösung des Nahostkonflikts leisten zu können. Ich war in diesen Gespräche mit eingebunden. Bei den Gesprächen war meine Position, dies vorsichtig und zurückhaltend anzugehen. Eine solche Partnerschaft mit einer palästinensischen Stadt bedarf eines großen Fingerspitzengefühls gegenüber unseren israelischen Partnern. Unsere israelischen Partner müssten darüber informiert werden, sie dürfen nicht das Gefühl bekommen, dass hier eine Partnerschaft gegen die andere ausgespielt wird. Und die palästinesischen Partner müssten ihrer-seits ein Bekenntnis zur Existenz des Staates Israel abgeben. In Zeiten eines wachsenden Antisemitismus sollte eine Partnerschaft mit einer palästinensischen Stadt gleichzeitig die besondere Verantwortung von uns Deutschen gegenüber Israel im Blick haben.

Die Arbeit eines Freundeskreises, der sich solidarisch zu einem Land stellen soll, mit dem er eine Partnerschaft pflegt, ist auch im vergangenen Jahr nicht leichter geworden. Ich wiederhole mich da in meinen Rechenschaftsberichten der letzten Jahre. Es verfestig sich in diesen Wochen der Eindruck, dass Ministerpräsident Netanjahu sich immer stärker und immer mehr der destruktiven Politik des US Präsident Donald Trump anschließt, Als Freunde Israels wird damit unsere Haltung zur seiner Regierung nicht einfacher, sondern immer komplizierter, ja widersprüchlicher. Der Siedlungspolitik Netanjahus standen wir ja schon seit langem kritisch gegenüber, weil sie die einzige Chance für einen relativen Frieden - nämlich die zwei Staatenlösung - zunehmend unmöglich macht. Zusammen mit Trump gefährdet Netanjahu nun das labile Gleichgewicht im Nahen Osten. Das könnte zu einem gefährlichen Konflikt - wenn nicht sogar zu einem Krieg führen, dessen Folgen nicht absehbar sind und der weit gefährlicher und zerstörerischer werden könnte als die bisherigen kriegerischen Auseinandersetzungen in der Region. Uns treibt die Sorge um, dass diese Politik Netanjahus sogar den Status Israels in der Region gefährden kann.

Nichtsdestotrotz berührt diese unsere kritische, ablehnende Haltung der gegen-wärtigen Regierungspolitik gegenüber nicht unsere Sympathie und unser Eintreten für die Existenz des Staates Israel und das Wohlergehen seines Volkes.

Ich danke Ihnen für ihre Aufmerksamkeit!

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