Deutsch-Israelische Jugendbegegnung

Im April 2019 besuchten Schüler und Lehrer der Ami-Asaf-Hightschool aus Drom HaSharon die IGS Johanna-Loewenherz Neuwied
Pfarrer Zupp und Oberbürgermeister Jan Enig heißen die Gäste aus Israel willkommen.

Das Projekt der Begegnung deutscher und israelischer Jugendlicher hat in erster Linie zum Ziel, Freundschaften und Beziehungen zwischen jungen Menschen unterschiedlicher kultureller und religiöser Herkunft zu initiieren und damit Grundsteine für eine bessere Zukunft zu legen. Langfristig geht es darum, israelischen Jugendlichen zu zeigen, dass die nachkommenden Generationen in Deutschland aktiv an der Aufarbeitung ihrer Vergangenheit interessiert sind und damit deutliche Zeichen gegen Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit setzen.

Israelische Jugendliche erfahren schon bei der Vorbereitung des Besuches in ihrer Heimat und in ihrem familiären Umfeld, dass es keineswegs selbstverständlich ist, in dieses Land zu reisen, von dem vor ca. 80 Jahren so viel Unheil ausging. Aber auch die deutschen Kinder tun sich mit der Aufarbeitung der Vergangenheit schwer, wenn sie mit den Nachkommen der Überlebenden direkt zusammen treffen und "vor Ort" mit der Vergangenheit konfrontiert werden.

Proben für Kabbalat Shalom
Eintrag ins goldene Buch der Stadt

Das Projekt ist auf Begegnung angelegt, d.h. die Jugendlichen lernen sich gegenseitig in den jeweiligen Umfeldern, in den Familien und anderen sozialen Strukturen kennen. Dabei wird bewusst auf die Vermischung der Jugendlichen geachtet, die Gruppen sollen nicht separat nebeneinander aufhalten, sondern sofort in Kontakt zueinander treten. Die Unterbringung in Gastfamilien aber auch die Einbindung der Eltern bei ersten gemeinsamen Begegnungen und deren Austausch untereinander bilden hierzu die sinnvolle Grundlage. Gruppendynamische Spiele am ersten Abend, Tänze undgemeinsames Singen (Proben der israelischen Lieder für Kaballat Shabatt) verstärkten die Bereitschaft der Jugendlichen, den jeweils anderen in das eigene Erleben einzubinden.

Besuch am Ort der ehemaligen Berliner Mauer
Besuch der Gedenkstätte Buchenwald

Da im Mittelpunkt der Begegnung die gemeinsame Erfahrung und Aufarbeitung der Vergangenheit steht, ist es natürlich erforderlich, die Stätten des Gedenkens (Gedenkstätte Buchenwald, Holocaust-Mahnmal in Berlin, Centrum Judaicum, Berlin) zu besuchen und sich gegenseitig zu erklären, was dort stattgefunden hat

gemeinsame Zeremonie in Buchenwald
Besuch am Brandenburger Tor

Professionelle Führungen sind für das korrekte Verständnis der Zusammenhänge natürlich unerlässlich. Das gemeinsame Trauern und die Demonstration des Zusammenhalts beider Gruppen an den Gedenkorten stellen eine außergewöhnliche Identifikation innerhalb der deutsch-israelischen Gruppe dar. Dabei spielen auch äußerliche Merkmale wie das Tragen einer Kippa, weißer Kapuzenpullover mit Aufschrift in Kombination mit blauen Hosen oder das Tragen der israelischen Nationalflagge durch deutsche Jugendliche eine wichtige Rolle.

Besuch der Synagoge in Worms

Aber auch die Heimat der deutschen Jugendlichen ist Bestandteil des gemeinsamen Erlebens. Christlich-religiöse Orte mit ihren Traditionen, aber auch die Erkundung der Wohnorte mit ihren Sehenswürdigkeiten und deren historische Bedeutung sind Gegenstand des Besuches (Kloster Maria Laach, Mariendom Andernach mit Orgelbesichtigung, Worms mit jüdischer Synagoge und Friedhof, Burg Eltz und natürlich Neuwied als kulturoffene Stadt). Sie gewähren Einblick in - aus der jeweils anderen Sicht - oft ungewöhnlich wirkende Bräuche und Rituale.

Schließlich stellt die Hospitation von Unterrichten sehr anschaulich unter Beweis, dass die Jugendlichen sich vermutlich weltweit in ihrer Rolle als Schüler nicht wesentlich voneinander unterscheiden, was gewissermaßen auch wieder identitätsstiftend sein kann.

Der seit langem funktionierende Austausch der Partnerschulen ist ein besonderes Merkmal für die Profilierung unserer Schule, insbesondere auch bei der Einstufung und Auszeichnung als Schule ohne Rassismus" im vergangenen Jahr. Nicht die „verschulte“ Vermittlung von historischen Ereignissen steht bei der Begegnung der Jugendlichen im Vordergrund, sondern deren Bewertung und Bedeutung im Jetzt und Heute. Wie gehen deutsche (und auch israelische) Jugendliche heute mit Ereignissen von Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus um, die in beiden Ländern leider immer wieder erfahrbar sind?

Die Nachhaltigkeit des Projektes lässt sich nach 25 Jahren auch bemessen, wenn man die große Anzahl der noch bestehenden Freundschaften und gegenseitige Besuche der Austauschpartner, das enorme Interesse der Ehemaligen am noch existierenden Austausch und die rückblickenden Kommentare der Abgänger unserer Schule zugrunde legt, die diese Begegnungen als sehr wichtiges schulisches Erlebnis einstufen.

Nicht zuletzt ist die Tatsache, dass ein so außergewöhnliches deutsch-israelisches Projekt über 25 Jahre fast ununterbrochen funktioniert, während viele andere Partnerschaftsprojekte sich im Laufe der Zeit erschöpfen, ein deutlicher Beweis für seine Nachhaltigkeit.

Die Verantwortlichen Kolleginnen und Kollegen beider Schulen bedanken sich sehr herzlich beim Deutsch-Israelischen Freundeskreis Neuwied für die Zusammenarbeit, sowie die ideelle und materielle Unterstützung des Austausches über nunmehr 25 Jahre.


Text und Fotos: Peter Seibeld, April 2019

Wir setzen Cookies zur optimalen Nutzung unserer Website ein. Nähere Informationen dazu finden Sie hier